Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2024

10 schon lange nicht mehr in Gebrauch ist, aber unter denkmalpflegerischen Auflagen steht. Dasselbe gilt für das Kirchenstöckli, das eine der wenigen Mietwohnungen enthält und dessen Heizung nun ersetzt werden muss. Immer wieder diskutierte Gemeindefusion «Natürlich steht man als sehr kleiner Ort im Fokus des Kantons mit seiner Absicht Gemeinden zusammenzulegen», erläutert Walter Schöni. Auch in Rüti wurde diese Option schon mehrfach und immer wieder diskutiert, letztendlich aber verworfen. Das erste Mal übrigens bereits im Jahr 1876, als Rüti rund 140 Einwohnerinnen und Einwohner zählte. Schon damals drängte der Regierungsrat auf eine Fusion mit Lyssach und weiteren Dörfern in der Umgebung. Das Ansinnen wurde von allen betroffenen Gemeinden rundweg abgelehnt. «In letzter Zeit hat der Druck des Kantons etwas nachgelassen», bestätigt Yvonne Oeschger. Dies sei wohl darauf zurückzuführen, dass die Gemeinde eben schuldenfrei dastehe und daraus aus Sicht des Kantons keine zwingende Notwendigkeit zur Fusion bestehe. Ob und wann jedoch eine Verschmelzung mit einer Nachbarsgemeinde stattfinden wird, lässt Walter Schöni offen. «Es gibt mehrere Gründe, die zu einer Fusion führen könnten», sagt er. Da sei einerseits die finanzielle Lage. Er sei überzeugt, dass die Bevölkerung einer Fusion zustimmen würde, wenn sie damit eine erneute Steuererhöhung vermeiden könnte. «Ich glaube, dass die Gemeindeautonomie hier relativ nüchtern und unaufgeregt betrachtet wird. Bei einer Fusion würde sich für die Bevölkerung ja auch kaum etwas ändern.» Einen weiteren Fusionsgrund sieht Walter Schöni aber in einer ganz anderen Problematik von Kleinstgemeinden: Es ist nämlich in Rüti wie anderswo zunehmend schwierig geworden, Menschen zu finden, die sich für ein Gemeindeamt zur Verfügung stellen wollen. «Wenn nicht genügend Leute bereit sind, die Arbeit im Gemeinderat oder einem anderen Gremium zu übernehmen, gibt es auch keine Gemeindeautonomie mehr», resümiert Walter Schöni. Vorerst ist es noch nicht so weit, und es kann alles bleiben so wie es ist. Und so bleibt Rüti bei Lyssach eine der kleinsten und wohl zufriedensten Gemeinden des Kantons Bern. Vermutlich auch eine der ganz wenigen Gemeinden der Schweiz, die zwar eine Kirche aber keine Gastwirtschaft besitzt. Dieses Bijou stammt im Kern übrigens aus dem 12. Jahrhundert und wurde über die Jahrhunderte mehrfach angepasst, erweitert und restauriert. Das Kirchlein ist von der Denkmalpflege des Kantons Bern als schützenswertes Objekt eingestuft und soll so bleiben wie es ist. Das Kirchlein Rüti wird bereits 1275 erstmals erwähnt. Wer es erbaut hat, kann man nicht mit Sicherheit nachweisen Yvonne Oeschger, Gemeindeschreiberin Walter Schöni, Gemeinderatspräsident

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